Die Variation des Sepp Herberger zugeschriebenen Zitats „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ beschreibt für diese Woche die Lage an den Kapitalmärkten sehr treffend. Die Enttäuschung über eine vermeintlich zu zögerliche EZB wirkte heftig nach. Andererseits richten sich die Blicke bereits auf den kommenden Mittwoch, wenn Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank (Fed), um 20 Uhr MEZ vor die Presse treten wird, um die letzten geldpolitischen Beschlüsse für das Jahr 2015 zu verkünden. Diese Beschlüsse sind von großer Tragweite.
In der vergangenen Woche wurde immer noch über die unglückliche Kommunikationsstrategie der EZB zum 3. Dezember geschrieben und diskutiert. Tatsächlich hat EZB-Präsident Mario Draghi die Märkte stark verunsichert, was sich im Verlauf dieser Woche in deutlichen Kursverlusten ausdrückte. Zusätzlich scheint die Anleger nun die Angst vor der Fed-Sitzung am 15./16. Dezember befallen zu haben – unserer Meinung nach weitestgehend unbegründet. Die große Mehrheit der Marktteilnehmer (nahezu 80 %) erwartet, dass die US-Notenbank den Leitzins – oder exakt formuliert den Zielkorridor für die Federal Funds – von 0,00 % bis 0,25 % auf 0,25 % bis 0,50 % anheben wird.
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Erste Zinserhöhung seit Juni 2006
Das wäre die erste Zinserhöhung seit dem 29. Juni 2006 und das Ende einer mittlerweile sieben Jahre dauernden Phase eines Leitzinses nahe null. An den Märkten geht die Sorge um, dass die Fed mit einer Zinserhöhung die amerikanische Wirtschaft bremst. Wir sind der Meinung, dass die US-Konjunktur robust genug ist, um ein allmähliches und vorsichtiges Anheben der Zinsen zu verkraften. Die Fed wird im Verlauf des kommenden Jahres die Datenlage genau analysieren und die weitere Geldpolitik sehr flexibel gestalten. Und nochmals: Eine Zinserhöhung ist kein Zeichen einer schwachen Konjunktur, sondern ein Zeichen der Stärke. In den vergangenen drei Wochen hat Janet Yellen diesen ersten Zinsschritt klar durchblicken lassen, sodass er für die Märkte keine Überraschung mehr sein sollte. Wir glauben eher, dass weiteres Zögern der Fed an den Märkten zu großer Verunsicherung führen würde.
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Zielsatz für die Federal Funds Rates in % p. a. Grau schattierte Perioden markieren Rezessionen in den USA.
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Index | Wochentief | Wochenhoch | Kurs aktuell (18:00 Uhr) |
---|---|---|---|
DAX | 10.299 | 10.988 | 10.237 |
Euro Stoxx 50 | 3.190 | 3.394 | 3.199 |
S&P 500 | 2.020 | 2.087 | 2.021 |
Nikkei 225 | 19.033 | 19.808 | 19.230 |