Die Bilder aus New York mit Bestattungen von mittellosen und alleinstehenden Covid-19 Opfern in Massengräbern auf der Insel Hart Island und mittlerweile mehr als 7.000 Opfer in der Stadt, wollen so gar nicht zu den kräftig gestiegenen Aktienkursen im Wochenverlauf passen.
„An der Wallstreet wurden noch nie die Leichensäcke gezählt“ … erinnerte mich diese Woche ein langjähriger Geschäftsfreund und „Vollblutbörsianer“ an den sehr kapitalistischen Blick der Weltleitbörse, nicht erst in der aktuellen Krise.
Don`t fight the Fed – kämpfe (investiere) nicht gegen die US Notenbank
Dieser alte Leitspruch, scheint auch in der gegenwärtigen Situation seine volle Wirkung zu entfalten.
In den USA, wo ein grosser Teil der Unternehmensfinanzierung über den Kapitalmarkt läuft, musste das Fed vor zwei Wochen einschreiten, um einen Infarkt zu verhindern. Seither führte die US-Notenbank dem Bondmarkt Liquidität zu, indem sie Exchange Traded Funds (ETF) mit Bonds höherer Qualität – Investment Grade, d.h. Rating BBB und höher – kaufte.
Die Wirkung war signifikant: Die Risikoaufschläge von Investment-Grade-Bonds zu US-Staatsanleihen sanken nach dem 23. März um 120 Basispunkte (Bp) auf aktuell noch 250 Bp. Ein starkes Zeichen für die Macht des Fed.
Am gestrigen Donnerstag weitete die Fed das Programm aus und kündigte an, nun auch Junk Bonds zu kaufen, sofern sie bis zum 22. März noch ein Investment-Grade-Rating hatten und nun mindestens ein BB– aufweisen. Die Fed zielt damit spezifisch auf eine Stützung von Unternehmen, die ihr Investment-Grade-Rating verloren haben.
Wie groß der Anteil von „BBB“ gerateten Anleihen (noch Investment-Grade) am Gesamtvolumen des US-Unternehmensanleihenmarktes ist und wie hoch damit die Gefahr für erhebliche „Downgrades“ ist, verdeutlicht die folgende Grafik.
Das entschlossene Agieren der amerikanischen Notenbank bei den Unternehmensanleihen stützte diese Woche auf alle Fälle auch die Aktienmärkte.
Ist der Kampf gegen das Virus wirklich schon gewonnen?
Wie ich oben bereits erwähnte, könnte ein Niveau des S&P 500 in Amerika von rund 2.800 Zähler und ein DAX-Stand von 10.600 (beides am gestrigen Donnerstag Realität) diese Annahme bestätigen.
Aber Vorsicht liebe Leserinnen und Leser. Der Kampf gegen die Corona-Pandemie und vor allem das längerfristige Leben mit dem Virus ist kein Sprint sondern extremer Langstreckenlauf.
Wenn nicht, entgegen aller wissenschaftlicher Erfahrung, sehr kurzfristig ein Impfstoff verfügbar ist (ich rechne damit frühestens gegen Ende des Jahres) werden wir in der Pandemiebewältigung auch Rückschläge erleben.
Wir verfolgten seit Anfang März die Strategie, vorhandene Liquidität schrittweise in erstklassige Aktien und Aktienfonds zu investieren. Nach der jüngsten Erholungsrally an den internationalen Aktienmärkten muss man nun nicht mehr Hals über Kopf in die Märkte stürmen. Nach aller Erfahrung und üblichen Ablaufmustern in Krisen werden auch wieder schwächere Börsentage kommen, an denen man die Investitionen mit Augenmaß fortsetzen kann.
Kurzüberblick über die wichtigsten Märkte:
Vorwoche |
Veränderungen* | Kurse 09.04. 17:50 Uhr |
|
DAX: | 9.533 | +10,81% | 10.564 |
Euro Stoxx 50: | 2.671 | +8,27% | 2.892 |
S&P 500: | 2.502 | +11,47% | 2.789 |
Nikkei 225: | 17.820 | +9,42% | 19.498 (Schlusskurs 09.04.) |
* VERÄNDERUNG ZUM FREITAG DER VORWOCHE
Rendite 10 jährige Bundesanleihen:
-0,342% p.a.
Volatilitätsindex (CBOE Volatility Index)
Die Volatilität (CBOE Volatility Index) schwankte diese Woche zwischen 41,52 und 47,40 Punkten.