Viele Monate lang betrachteten Politik und Kapitalmärkte den Kursverfall der türkischen Lira als regionales Problem und schätzten die Ansteckungsgefahr für das globale Finanzsystem als sehr gering ein. Mit den heutigen noch tieferen Einbrüchen der Währung könnte sich das Blatt wenden. Erste türkische Unternehmen, die in US-Dollar verschuldet sind, haben schon erklärt, dass das Bedienen der Kredite nicht mehr möglich sei.
„Die Türkei steckt in großen Schwierigkeiten“, sagt Carsten Hesse, Ökonom der Berenberg Bank. „Nach einem kreditgetriebenen Boom weisen der Anstieg der Inflation und der dramatische Währungsverfall im Jahr 2018 darauf hin, dass das Land nun Gefahr läuft, auf eine Pleite zuzusteuern. Das wirft, neben den auf der Hand liegenden Risiken für die Türkei selbst, die Frage auf, wie stark die Eurozone davon beeinträchtigt würde.“
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[gdlr_frame type=”normal” align=”left” caption=”Die Grafik zeigt den Kursverlauf des Euros im Verhältnis zur türkischen Lira seit Beginn des Jahres 2017.”] [gdlr_image_link type=”image” image_url=”https://www.catus.ag/wp-content/uploads/2018/08/18_08_10_Grafik_01_400.jpg” link_url=”https://www.catus.ag/wp-content/uploads/2018/08/18_08_10_Grafik_01_400.jpg” alt=”Die Grafik zeigt den Kursverlauf des Euros im Verhältnis zur türkischen Lira seit Beginn des Jahres 2017.”]
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Knapp 200 Milliarden Euro haben Banken aus aller Welt der Türkei geliehen. In Europa stehen spanische Kreditinstitute mit Ausleihungen von rund 70 Milliarden Euro an der Spitze. Es folgen französische Banken mit 30 Milliarden Euro, italienische Institute mit knapp 16 Milliarden und deutsche Banken mit Ausleihungen an die Türkei in Höhe von rund 11 Milliarden Euro. Vermutlich laufen heute im EZB-Tower die Krisen-Drähte heiß.
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Die europäischen Börsen sinken um bis zu 3 Prozent
Heute reagierten die europäischen Aktienmärkte auf die schlechten Nachrichten vom Bosporus. mit kräftigen Kursabschlägen: Die Notierungen sanken zwischen 1,3 und 3 Prozent. Wie üblich behandeln die US-Aktienmärkte das Thema mit größerer Gelassenheit. Dort bewegen sich die Kursverluste im Rahmen von 0,5 bis 0,7 Prozent.
Wir sind der Meinung, dass lokale Finanzkrisen das Weltfinanzsystem nicht aus den Angeln heben. Die geostrategische Bedeutung der Türkei wird am Ende des Tages dafür sorgen, dass „der Westen“ das Land nicht fallen lässt. Ob Präsident Erdogan die Krise unbeschadet übersteht, wird sich herausstellen. Womöglich führt er mit seinem fast schon diktatorischen Kurs das Land zu sehr in die Isolation. Die Wirtschaft zahlt nun die Zeche und die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass sie die mit Erdogan offenen Rechnungen irgendwann begleicht.
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Index | Wochentief | Wochenhoch | Kurs heute 17:15 Uhr |
---|---|---|---|
DAX | 12.395 | 12.732 | 12.422 |
Euro Stoxx 50 | 3.416 | 3.514 | 3.421 |
S&P 500 | 2.832 | 2.863 | 2.836 |
Nikkei 225 | 22.285 | 22.784 | 22.298 (Schluss 10.8.) |