Mario Draghi beherrscht das Vokabular, um die Kapitalmärkte und den Rest der Welt mit sehr viel Fingerspitzengefühl auf das bevorstehende Ende des Anleihekaufprogramms vorzubereiten. Dies bewies er einmal mehr während der gestrigen Pressekonferenz im Anschluss an das EZB-Meeting. Mit einer nur kleinen Änderung in der Formulierung (die Notenbank ist künftig nicht mehr bereit, den Umfang ihres Wertpapierkaufprogramms auszuweiten) arbeitet er an einer behutsamen Kommunikation zur Vorbereitung auf die künftigen Schritte der Währungshüter.
Die EZB behielt die Forward Guidance in Sachen Leitzinsen bei. Sie geht davon aus, dass sie „für längere Zeit und weit“ über den Zeithorizont des Kaufprogramms hinaus auf „ihrem aktuellen Niveau“ bleiben werden. Das Präzisieren von „längere Zeit und weit“ blieb Draghi wie bisher schuldig.
Europas Notenbank ist aus zwei Gründen zum Ausstieg gezwungen. Erstens läuft sie bereits in diesem Jahr Gefahr, die rechtlich bindende Höchstgrenze von 33 % für erwerbbare Staatsanleihen eines Landes zu erreichen und zweitens rechtfertigt das stabile und solide Wirtschaftswachstum im Euroraum bereits heute die ultralockere Geldpolitik kaum noch. Spätestens auf ihrer Junisitzung dürfte die EZB die Ausstiegspläne aus dem Wertpapierkaufprogramm konkretisieren. Mario Draghi wird es in wohltemperierten Worten zu formulieren wissen.
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Der US-Jobmotor läuft weiter rund
Der heute für den Monat Februar veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht überraschte mit 313.000 außerhalb des Agrarsektors neu geschaffenen Stellen positiv. Die Schätzungen im Vorfeld hatten bei rund 200.000 neuen Stellen gelegen. Die in den vergangenen Wochen von Inflationsängsten gepeinigten Seelen der Anleger erfuhren durch nur moderat (+0,1 % gegenüber dem Vormonat) steigende Stundenlöhne eine gewisse Linderung. Dies deutet auf ein robustes Wirtschaftswachstum in den USA hin, ohne dass der Preisauftrieb ausufernde Züge annähme – mithin ein Szenario, das den Aktienmarkt unterstützen sollte.
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Kurserholung im Wochenverlauf
Am vergangenen Freitag haben wir auf die manchmal irrationale Kursentwicklung an den Märkten hingewiesen. Noch der Handelsbeginn am Montag stand im Zeichen von Angst, ja teilweise Panik (Stichwörter: Wahlausgang in Italien und drohender Handelskrieg mit den USA). Seit den vorbörslichen Kursen am Montagmorgen (rund 11.750 DAX-Punkte) legte der Index bis zur Stunde um rund 600 Punkte auf 12.350 Zähler zu.
„Italien nach den Wahlen“ ist sehr schnell von den Titelseiten der Zeitungen verschwunden. Die Regierungsbildung wird schwierig werden, was man mittlerweile auch aus Deutschland kennt. Beim Thema Strafzölle und drohender Handelskrieg scheinen die Märkte etwas Gelassenheit zu entwickeln. Das letzte Wort ist wohl noch nicht gesprochen und man hegt die Hoffnung, dass Verhandlungen eine Spirale der Abschottung via Zölle verhindern können.
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Index | Wochentief | Wochenhoch | Kurs aktuell (16:40 Uhr) |
---|---|---|---|
DAX | 11.750 | 12.400 | 12.350 |
Euro Stoxx 50 | 3.290 | 3.483 | 3.421 |
S&P 500 | 2.679 | 2.766 | 2.766 |
Nikkei 225 | 20.960 | 21.884 | 21.469 |