Selten hat ein Wirtschaftsthema in Deutschland solch einen Medien-Hype verursacht wie der aktuelle Skandal um von Volkswagen manipulierte Abgaswerte. Der Kurs der VW-Aktie brach in der Spitze um 40 Prozent ein und drückte zusammen mit den zeitweise in Sippenhaft genommenen Autowerten BMW und Daimler in einem insgesamt sehr schwachen Marktumfeld den DAX in Richtung des Niveaus vom 24. August.
Jede Menge Zahlen werden genannt. VW muss in den USA 500.000 Fahrzeuge in die Werkstatt beordern, um die Manipulationssoftware zu entfernen und eine den Gesetzen entsprechende Abgasreinigung zu gewährleisten. Das Unternehmen schätzt, dass weltweit 11 Millionen Fahrzeuge betroffen sind. Mögliche Strafzahlungen in den USA in Höhe von 18 Milliarden Dollar machen die Runde, eine Klagewelle rollt bereits auf VW zu. Als ersten Schritt hat Volkswagen 6,5 Milliarden Euro an Rückstellungen gebildet. Niemand kann zur Stunde abschätzen, wie hoch am Ende die Kosten sein werden.
Mit Blick auf die große Bedeutung des Automobilsektors für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland sind die Sorgen berechtigt, allerdings kaum zu begründen. Denn: Mit einer starken Zurückhaltung potenzieller Autokäufer ist nicht zu rechnen. Gestützt wird diese Erwartung durch die Analyse zweier großer Rückrufaktionen von GM und Toyota. General Motors musste vergangenes Jahr 27 Millionen Fahrzeuge wegen Problemen mit der Zündanalage zurückrufen, Toyota zwischen 2009 und 2011 neun Millionen Autos in die Werkstatt beordern. Beide Fehler hatten tödliche Verkehrsunfälle verursacht! Aber weder in Amerika noch in Japan sank danach die Autoproduktion.
Es ist sicherlich zu früh und zu voreilig, von einer massiven Beschädigung der Marke „Made in Germany“ zu sprechen. Viel hängt davon ab, ob VW die Sachverhalte lückenlos und schnell aufklärt. Zusätzlich müssen Vorkehrungen getroffen werden, dass sich so etwas nicht wiederholen kann.
Weiter hohe Schwankungen an den Aktienmärkten
Das VW-Desaster kommt für die Märkte zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt (ob es dafür jemals einen guten Zeitpunkt gibt?). Es steigerte auf alle Fälle die große Nervosität an den Aktienbörsen. Zusätzlich belasten die Konjunktursorgen rund um China die Märkte immer noch.
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Wochentief | Wochenhoch | Kurs aktuell (19:10 Uhr) | |
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DAX | 9.360 | 9.988 | 9.710 |
Euro Stoxx 50 | 2.998 | 3.195 | 3.125 |
S&P 500 | 1.909 | 1.979 | 1.952 |
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Noch keine Entwarnung für die Aktienmärkte in den Schwellenländern
Die Aktienmärkte der Schwellenländer zeigen noch keine eindeutige Tendenz. Die Wachstumssorgen und die nun weiter herrschende Ungewissheit in Sachen amerikanische Notenbankpolitik werden wohl einen schnellen Dreh der Kurse nach oben bremsen.