Die Erleichterung hat einen Namen: Emmanuel Macron. Vor allem die europäischen Kapitalmärkte reagierten schon auf seine Stimmenmehrheit im ersten Wahlgang mit kräftigen Kurszuwächsen, schließlich galt er als ihr Wunschkandidat. Und nachdem Frankreichs Wähler am 7. Mai endgültig das Gespenst des Rechtsextremismus aufs Zimmer geschickt und den europafreundlichen Macron zum Staatspräsidenten gewählt hatten, fielen im alten Kontinent viele Steine von vielen Herzen und so mancher Sektkorken knallte. Experten wissen natürlich und es ist auch unsere tiefe Überzeugung: Politische Börsen haben kurze Beine. Der eigentliche Motor für die positive Börsenentwicklung, vor allem in Europa, ist eine sehr solide Wirtschaftsentwicklung, gepaart mit der lockeren Geldpolitik der EZB.
Vor Monsieur Macron liegen nun die Mühen des Alltags, und zwar die in Frankreich. Natürlich haben die Franzosen mit ihm für Reformen und Europa gestimmt, aber sobald es ans eigene Portemonnaie geht, verändert sich die Wahrnehmung. Die Interessensgruppen bringen sich bereits in Stellung und der Kampf um den Erhalt der eigenen Vorteile hat begonnen. Wir wünschen dem französischen Präsidenten das Können und die Fortune, die notwendig sind, um unseren Partner links des Rheins wirtschaftlich voranzubringen. Können übrigens, das seinem Pendant einmal quer über den Atlantik vollkommen zu fehlen scheint. Donald Trump ist längst 100 Tage im Amt und hat, milde formuliert, kaum etwas zuwege gebracht. Die Vorschusslorbeeren beginnen zu welken, gleichwohl die US-Börsen in keiner Weise einbrechen. Es muss auch hier tiefere Motive geben.
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Make China green again
Wo schon seit Jahren geliefert wird, auch wenn wir das hierzulande kaum mitbekommen, ist in China. Das Reich der Mitte gab sich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos überraschenderweise als Galionsfigur des Freihandels (was wieder einmal zeigt, wie schnell frei werdende Plätze besetzt werden), wovon man sich aber nicht täuschen lassen sollte. Für die Machthaber in Peking zählte schon immer „China first“. Aber nicht alles, was in Chinas Diktatur passiert, ist schlecht – beispielsweise, dass (nicht unbedingt wie) das Land zielstrebig das Elektrifizieren des Transportsektors vorantreibt. Das Schaffen eines Wachstumsmarkts für E-Autos geschieht sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite mit sorgfältig aufeinander abgestimmten Anreizen und Sanktionen, mit Zuckerbrot und Peitsche.
Im öffentlichen Sektor müssen 30 Prozent aller neuen Autos Stromer sein. Privatleute werden in die Quoten möglicher Neuzulassungen aufgenommen, ohne an einer teuren Auktion oder Lotterie um ein Nummernschild teilnehmen zu müssen, wenn sie ein E-Auto kaufen, das obendrein bis zu 60 Prozent (!) subventioniert ist und das sie viel schneller bekommen. Autohersteller stehen durch striktere Emissionsgrenzen unter Druck, in der Zukunft mehr Stromer zu produzieren; das gilt auch für ausländische Konzerne wie VW, GM und Daimler. Mittlerweile kommen Mindestproduktionsquoten für E-Autos hinzu. China übernahm bereits 2013 die globale Marktführerrolle beim Bau von Solar- und Windparks und hat diese Rolle seit 2015 auch in der E-Mobilität inne. Dagegen sind die schleppenden Fortschritte in den USA und Europa geradezu kläglich.
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Aktiv für Ihre Sicherheit
China wird oft noch als Entwicklungsland eingeordnet, aber das wird der Volksrepublik schon lange nicht mehr gerecht. Die Wirtschaftsleistung pro Kopf ist seit dem Jahr 2000 um den Faktor fünf gestiegen. Moderne Hochgeschwindigkeitszüge verkehren auf einem wachsenden Netz von 20.000 Kilometern und der Ausbau des Autobahnsystems geht nach der Freigabe von 130.000 km unvermindert weiter. Aktuell wird jedes vierte Automobil der Erde in China produziert und die meisten davon werden auch dort verkauft. Chinas Rolle als Werkbank der Welt und Produzent billiger Massenware wird nicht ewig verlängert werden. Ziel ist das Zulegen in Zukunftsbranchen, eine globale Präsenz und das Entwickeln innovativer Produkte, wovon E-Autos nur ein Vorgeschmack sind.
Und was bedeutet das für uns als Anleger und die Depots von ViaVerde? Wir stecken Ihr Geld natürlich nicht in Autos, sondern in einen Stoff, der auf Jahre hinaus in China Mangelware bleiben wird: Lithium. Der Elektromobilität gehört die Zukunft und Lithium ist eine wichtige Komponente für die dafür benötigten Batterien. Deshalb investieren wir in Spezialfonds mit hervorragender Expertise. Darüber hinaus gilt sowohl für ViaCalma als auch für ViaVerde: Im Zuge der zur Sicherheit notwendigen Streuung sind wir erst recht in China aktiv. Das Land ist auf Expansionskurs und es gilt, zumindest mit kleinen Positionen dabei zu sein. Im Zuge dessen arbeiten wir mit Fondsgesellschaften zusammen, die im Land tätig sind, und wir investieren, um das Restrisiko zu vermeiden, in Fonds, in denen mindestens 100 Wertpapiere liegen. In China ist die Transparenz nicht so gut wie in Europa, was manche Wirtschaftsberatung und Landesregierung schon leidvoll erfahren musste. Deshalb sind Experten Trumpf und Einzelwerte tabu.
Ernst Rudolf
Vorstand CATUS AG