Zu den beliebtesten, sicherlich aber am meisten zitierten Börsenweisheiten zählt der Satz „Sell in May and go away“, also in etwa „Verkaufe im Mai und halte dich danach an der Börse zurück“. Er basiert auf dem Phänomen überdurchschnittlich hoher Renditen an den Kapitalmärkten zwischen Oktober und April. Und nicht umsonst lautet seine Fortsetzung „but remember to come back in September“ – „vergiss nicht im September wieder einzusteigen“. Aber wie so Vieles auf der Welt war in diesem Jahr auch der Mai, zumindest aus Sicht der Kapitalmärkte, ein anderer, nämlicher besserer.
Der DAX legte um mehr als zwei Prozent zu, der Euro-Bund-Future gewann mehr als ein Prozent, was angesichts der schon sehr niedrig verzinsten deutschen Staatsanleihen sehr erstaunlich ist, und auch der Ölpreis erholte sich um mehr als fünf Prozent. Wenn man den Mai mit dem mehr als holprigen Jahresbeginn vergleicht, dann bot er geradezu goldene Bedingungen für Anleger und entzog der oben zitierten Börsenweisheit alle Grundlagen. Und das Ganze in einem anhaltend verunsicherten Umfeld, in dem die Marktteilnehmer jeden Tag darüber rätseln, mit welcher Anlagestrategie sie am besten ins Rennen gehen.
Die Verunsicherung hat natürlich Gründe, und die liegen wie immer am Nicht-Wissen und damit an der Notwendigkeit der Spekulation (womit wir schon wieder im Herzen der Börsen dieser Welt angekommen sind). Wer aber des Spekulierens müde ist, für den bietet der Juni einen Showdown an Entscheidungen:
• Am 15.6. wird die US-Notenbank Fed bekanntgeben, ob sie den Leitzins weiter erhöht oder nicht.
• Am 21.6. entscheidet das Bundesverfassungsgericht, ob die OMT, also die „Outright Monetary Transactions“, auf deren Grundlage die EZB den Euro mit allen Mitteln stützen würde, der Verfassung entsprechen.
• Am 23.6. stimmen die Bürger Großbritanniens darüber ab, ob der Staat Teil der EU bleibt oder der viel diskutierte „Brexit“ Wirklichkeit wird.
• Und weil auch Südeuropa seinen Beitrag leisten will, wiederholt Spanien am 26.6. die Wahlen zum Parlament (Erstausgabe Dezember 2015), nachdem nach monatelangem Hin und Her keine Regierung zustande kam.
Wie es ausgegangen ist, wird sicherlich Thema unseres nächsten Monatskommentars sein – und dann werden wir auch wissen, welche Spekulation über die jeweilige Auswirkung des Eintretens oder Nicht-Eintretens der Ereignisse wie nahe an die Realität herangekommen ist.
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Breite Streuung und Geldpositionen bringen Sicherheit
In unseren Depots hat sich der Mai als angenehmer Monat breit gemacht. Leichte Rückgänge in ViaCalma-Depots ordnen wir nach den enormen Steigerungen von Februar bis April als Konsolidierung ein. Auf das Jahr bezogen sind die Kurszuwächse immer noch enorm. In den ViaVerde-Depots zeigt sich mit einem leichten Plus, dass unsere eher defensive Aktienstrategie aufgeht und wir Verluste nach und nach wieder ausgleichen. Vor dem Hintergrund der insgesamt erfreulichen Entwicklung haben wir zu recht auf die Klasse der Fondsmanager und die richtige Zusammensetzung unserer Depots vertraut.
Die oben beschriebenen Gründe für Verunsicherung und Spekulation führen bei vielen Marktakteuren zu festen Überzeugungen, denen aber die Grundlage fehlt. Manche setzen auf den Aufschwung, kaufen Aktien nach und erhöhen die Quoten, andere wiederum befürchten den Crash und steigen immer weiter aus. Gut möglich also, dass es rund um die Juni-Termine zu einigen Schwankungen kommt. Da wir vorsichtige Kaufleute sind, bleiben unsere Anlagen auf unterschiedliche Fonds-Experten breit gestreut. Darüber hinaus halten wir stets genügend Cash-Positionen (Cash ist King!), üben uns in Geduld und sind bereit, auf jede Entwicklung passend zu reagieren.
Ernst Rudolf
Vorstand CATUS AG