Der prägendste Faktor an den Kapitalmärkten für das letzte Jahrzehnt war das Verschwinden des Zinses. Die Marktakteure erwarten, dass sich das Niedrigzinsregime der Notenbanken viele Jahre fortsetzen wird.
Welche Spielräume besitzen die Notenbanken noch?
Wenn man die Politik der großen Notenbanken betrachtet, dann ist es wichtig eine deutliche Differenzierung zu betreiben. Auf der einen Seite stehen die EZB und die Bank of Japan, die eine Null- oder genauer ausgedrückt eine Negativzinspolitik betreiben. Ziel dieser Politik ist es, die Wirtschaft mit riesigen Liquiditätsmengen zu stützen bzw. zu stimulieren. Selbstgesteckte Inflationsziele von rund 2 Prozent werden meilenweit verfehlt. Dies wird zum Anlass genommen das „geldpolitische Gaspedal“ immer weiter durchzudrücken. Nach meinem Dafürhalten werden die strukturellen Gründe für die niedrige Inflation (Stichworte: alternde Gesellschaft, technologische Revolution) viel zu wenig gewürdigt. Die EZB und die Bank of Japan laufen Gefahr über kurz oder lang ein Glaubwürdigkeitsproblem zu bekommen.
Auf der anderen Seite stehen die Amerikanische Notenbank Fed, die Chinesische und Indische Notenbank. Alle drei senkten im Laufe des Jahres 2019 mehrfach den Leitzins. Allerdings liegen die Zinssätze in den genannten Wirtschaftsräumen immer noch deutlich im Plusbereich. Die Notenbanken konnten eine konventionelle Geldpolitik betreiben und in der aktuellen Phase einer wirtschaftlichen Abkühlung den normalen geldpolitischen Werkzeugkasten nutzen. Wir hoffen sehr, dass die zuletzt genannten Währungshüter der Versuchung des Negativzinsexperiments der Japaner und Europäer widerstehen, denn die Langzeitfolgen dieses Experiments sind ungewiss und vielleicht auch sehr gefährlich.
Wird die Mehrheitsmeinung – weiter tiefe Zinsen – zutreffen?
So lange das wirtschaftliche Umfeld in den erwarteten Bahnen verläuft, dürften die Zinsen (unter Schwankungen) tief bleiben. Wenn allerdings an der „Schuldenfront“ (siehe das heutige Editorial von Thomas Boldt) Dinge aus dem Ruder laufen, dann könnte dies auch für die Zinsentwicklung ein Gamechanger sein.
Kurzüberblick über die wichtigsten Märkte:
Vorwoche |
Veränderungen* | Kurs heute 17:40Uhr |
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DAX: | 13.177 | +0,46 % | 13.238 |
Euro Stoxx 50: | 3.690 | +0,35 % | 3.703 |
S&P 500: | 3.106 | +1,32% | 3.147 |
Nikkei 225: | 23.112 | +0,79 % | 23.294 (Schluss heute) |
* VERÄNDERUNG ZUM VORWOCHEN FREITAGS SCHLUSSKURS
Rendite 10 jährige Bundesanleihen:
-0,358 % p.a.
Volatilitätsindex (CBOE Volatility Index)
Die Volatilität (CBOE Volatility Index) schwankte diese Woche zwischen 11,44 und 12,50 Punkten.