Seit dem Morgen des 24.6.2016 ist er da, der Brexit. Knapp 52 Prozent der Referendumsteilnehmer entschieden sich für den Austritt Großbritanniens aus der EU. Und seine prominenten Betreiber, die Köpfe der „Leave“-Kampagne? Sie haben unterdessen die Verantwortung und politische Führung des Landes übernommen, um für ihre Bürger entschlossen das Beste zu tun? Nein, haben sie nicht. Erst kassierten sie schon am nächsten Tag wesentliche Wahlversprechen ein, dann zogen sich die Herren Johnson und Farage ins Private zurück – natürlich nicht ohne das obligatorische Medien-Tamtam. Wenn davon etwas Positives bleibt, dann effektiver Anschauungsunterricht, was das Gerede von Populisten wert ist.
Um den Faden noch etwas weiter zu spinnen: Selten konnte man so detailliert dabei zusehen, wie die Geschicke eines Landes von den persönlichen Interessen einzelner Politiker und ihres Karrierestrebens bestimmt wurden. Premier David Cameron erfand 2013 das Referendum, um seinen Posten zu sichern. Das ging schief. Boris Johnson, Ex-Bürgermeister von London, auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung und eigentlich EU-Befürworter, stellte sich an die Spitze der EU-Gegner, in der Annahme, dass der Brexit scheitere, er aber als Brexit-Befürworter in ein paar Jahren bessere Chancen habe, der Nachfolger David Camerons zu werden. Auch das ging schief. Und dann gab es noch die Randnotiz Nigel Farage.
Welche Wirkungen der Brexit auf die Wirtschaft und das Finanzwesen tatsächlich hat, wird man in den Geschichtsbüchern lesen. Zurzeit kann man mit Sicherheit sagen: Er trägt nicht zur Sicherheit bei. Und Unsicherheit der Akteure bedeutet immer Schwankungen der Kurse. Knapp drei Wochen nach dem Referendum stellen wir fest: Bislang ist weniger passiert, als man vermutet hätte. Wer sich an die ersten Griechenland-Szenarien erinnert, als darüber diskutiert wurde, ob die relativ kleine Volkswirtschaft der Griechen den Euro-Raum verlassen müsse, dem fallen womöglich die an die Wand gemalten Schreckensbilder ein. Im Vergleich dazu ist der beschlossene Ausstieg der drittgrößten Volkwirtschaft Europas aus der EU bis heute keine Katastrophe.
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Es gibt bessere Lösungen
Auf der Suche nach Sicherheit brachen in den ersten Tagen nach der Brexit-Entscheidung die Aktienkurse ein, auch die des DAX und vergleichbarer Indizes. Unabhängig von den tatsächlichen Unternehmensgewinnen suchte sich das Geld seinen Weg und fand ihn beispielsweise in festverzinslichen Wertpapieren. Für den Erwerb hochsicherer Staatsanleihen Deutschlands und der Schweiz nahmen die Anleger sogar in Kauf, Geld zu bezahlen, um den Staaten Geld leihen zu dürfen. Für eine 10-jährige Bundesanleihe betrug die Rendite minus 0,15 Prozent. Für der Deutschen liebstes Kind legen manche sogar noch etwas drauf. Aber es gibt bessere Lösungen.
In unseren ViaCalma-Depots lieferten die üblichen Schwankungen nach einer kleinen Delle im Vormonat wieder sehr respektable Kursgewinne. Wir führen sie auf die optimierte Depotstruktur zurück, die dazu beiträgt, dass auch in unsicheren Zeiten genügend attraktive Alternativen vorhanden sind, die Kursrückgänge anderer Sparten mehr als ausgleichen. Im Juni haben sich beispielsweise Energie- und Edelmetallwerte wieder sehr gut entwickelt. Das lag auch an der durch Unsicherheit ausgelösten Flucht ins Gold, was man am Anstieg des Gold(und Silber-)preises festmachen konnte. Die Kursgewinne in den ViaCalma-Depots gründen aber zu einem Großteil auf dem Plus der Rohstoffwerte, auf die wir in Abschwungphasen durch Zukäufe immer wieder gesetzt haben.
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Sachwerte bleiben erste Wahl
Von den negativen Effekten des Brexits blieben die ViaVerde-Depots leider nicht verschont. Im Vergleich zu Verlusten des DAX oder anderer bedeutender Indizes sind die Kursrückgänge aber sehr moderat. Das ist uns gelungen durch reduzierte Aktienquote bei gesteigerter Cash-Haltung einerseits, andererseits durch unsere weltweite Streuung, in der Europa schwächer gewichtet ist. Trotz allem bleiben Aktien mittel- und langfristig eine Geldanlage erster Wahl. Der typische deutsche Sparer muss sich auf eine lange Periode sehr niedriger bis negativer Zinsen einstellen. Vor diesem effektiven Geldverlust schützt ihn nur eine weltweite Streuung vor allem in die Sachwerte Aktien/Unternehmensbeteiligungen, Immobilien und Erneuerbare Energien wie sie unsere Depots bieten.
Es leiden aber nicht alle unter den Wirkungen des Brexits. Die in den kommenden Monaten erwarteten größeren Schwankungen werden sich langfristig positiv auf den Ertrag der Depots der Sparplan-Vermögensverwaltung auswirken, da wir in Phasen tieferer Kurse die Anteile preisgünstiger erwerben.
Die Möglichkeit, günstig auf Einkaufstour gehen zu können, ist ein wichtiger Grund, warum wir immer noch viel Cash halten. Die Tage vor und nach dem Brexit erlebten wir verhältnismäßig ruhig, denn wir waren auf beide Szenarien vorbereitet. Es gab weder Käufe noch Verkäufe, weil die Anlageverteilung in den Depots der Situation angemessen und auf Krisenszenarien vorbereitet ist.
Ernst Rudolf
Vorstand CATUS AG