Im Irak geht es um milliardenschwere Aufträge für den Wiederaufbau der Stromversorgung. Siemens versucht, sich zu positionieren – ein schwieriges Unterfangen.
Schon vor Wochen hat Siemenschef Joe Kaeser mit höchster politischer Unterstützung, bei der Vergabe von Staatsverträgen im Irak den Hut in den Ring geworfen und für Siemens darauf gesetzt große Teile der 8-10 Mrd. schweren Aufträge zu erhalten. Nach Informationen des Handelsblatts soll GE (General Electric) den Auftrag erhalten. Es klingt zwar pervers, aber zuerst hatte die amerikanische Armee zu einem großen Anteil genau diese Infrastruktur zerstört, jetzt erhält ein US-amerikanische Unternehmen mit starkem politischen Einfluss als Schutzmacht des Irak, den Auftrag, diese zerstörten Kraftwerke wieder aufzubauen. Für Siemens wären diese Aufträge von großer Bedeutung, weil damit die krisengebeutelte Kraftwerkssparte eine bessere Auslastung erfahren würde, auch wenn kaum nennenswerte Gewinne zu erzielen wären.
Hier zeigt sich, was für ein Drahtseilakt der Siemensvorstand betreibt. Er ist (was sehr lobenswert ist) ein Vorstand, der klare politische Statements abgibt, wie beispielsweise sein Appell an die anderen DAX-Vorstände, eine gemeinsame Aktion zu starten. Seine Position – lieber Kopftuch-Mädel als Bund Deutscher Mädel – im Zusammenhang mit dem Erstarken der AfD, fand leider nicht genug Unterstützer bei den anderen DAX-Vorständen. Eine weitere schwierige Entscheidung steht für Siemens noch aus. Der Konzern ist einer der Sponsoren der Investmentkonferenz in der saudischen Hauptstadt Riad. Viele Teilnehmer haben die Konferenz wegen der Ermordung des regimekritischen Journalisten in der saudischen Botschaft in der Türkei abgesagt. Siemens hat noch keine Entscheidung getroffen, auch hier stehen erhoffte Aufträge im Hintergrund. Aus diesen Zusammenhängen lässt sich ablesen, wie schwierig es ist, ein weltweit tätiges Unternehmen durch die politischen Untiefen zu steuern.
Ein weiteres großes Thema, nämlich die Bevölkerungsexplosion in Indien hat das Handelsblatt diese Woche thematisiert. Bisher galt als großer Vorteil des Subkontinentes, dass ein Drittel der Bevölkerung unter 25 Jahre alt ist. Jetzt zeigt sich aber, dass es kaum möglich ist, die nötigen Jobs für diese Generation zu schaffen. Ein Beispiel zeigt die Problematik. Es wurden 62 Stellen als einfache Laufburschen bei der Polizei im Bundesstaat Uttar Pradesh ausgeschrieben, 93.000 Bewerber meldeten sich, darunter auch 3.700 Promovierte, die den Fahrradjob haben wollten. Die indische Bevölkerung wächst um 15 Millionen pro Jahr. Bereits 2024 wird laut Prognose der Vereinten Nationen Indien den ersten Platz des bevölkerungsreichsten Landes von China übernehmen. Wird es Indien unter ihrem Präsidenten Modi nicht gelingen deutlicheres Wirtschaftswachstum zu generieren und damit Jobs zu schaffen, wird befürchtet, dass es zu massiven Unruhen kommen kann. Erste Proteste von lokaler Bevölkerung gibt es wohl schon.
Wir wünschen Ihnen ein geruhsames, schönes Wochenende.
Ernst Rudolf
und das gesamte Team der CATUS AG