Auf ihrer gestrigen Sitzung beschloss die Europäische Zentralbank (EZB) ein umfangreiches Maßnahmenbündel und erhöhte damit den Expansionsgrad ihrer Geldpolitik. Sie senkte den Einlagesatz um 10 Basispunkte auf ?0,50 % und beabsichtigt, die Leitzinsen solange auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau zu belassen, bis sich der Inflationsausblick dem Preisziel von knapp unter 2,0 % nachhaltig genähert hat. Damit ist die bisherige zeitliche Befristung der Forward Guidance von der Notenbank aufgegeben worden. Überdies wurde bekannt gegeben, dass Wertpapiere ab dem 1. November im Umfang von monatlich 20 Mrd. € erworben werden sollen (Wiederaufnahme des Quantitative Easing Programms). Als weitere Maßnahme wurden die Bedingungen der Langfristtender verbessert und zeitlich von zwei auf drei Jahre gestreckt. Zu guter Letzt führte die EZB ein Staffelzinssystem ein, um die geldpolitische Transmission zu fördern. Hierbei geht es darum, die negativen Wirkungen der Einlagesatzsenkung für Banken zu mildern.
Die Notenbank reagiert damit auf die Reduzierung der eigenen Konjunkturprognose für die kommenden Monate. Mit den genannten Maßnahmen hofft die EZB eine Rezession in der Eurozone abwenden zu können.
Die Senkung des Einlagesatzes fand wohl eine breite Zustimmung im geldpolitischen Rat. Die Wiederaufnahme des Wertpapierankaufprogramms wurde dagegen sehr kontrovers diskutiert und keinesfalls einstimmig verabschiedet. Die Kritiker richten ihren Blick auf die bereits jetzt schädlichen Nebenwirkungen der Geldpolitik. Die EZB befindet sich längst im Vollgasmodus auf der Einbahnstraße und hat den Point of no Return überschritten. Was uns noch bedeutender erscheint, ist die Erkenntnis, dass das Pulver nun langsam aber sicher verschossen ist und die Wirkung jeglicher weitere Maßnahmen stark begrenzt sein wird.
Die Aktienmärkte zeigen sich mit der EZB Politik zufrieden
Die Europäische Zentralbank hat in etwa das geliefert was die Kapitalmärkte forderten und diese quittierten die Entscheidungen mit weiterhin freundlichen Kursen. Wir waren in den vergangenen zwei bis drei Wochen etwas zu vorsichtig positioniert (zu stark abgesichert), so dass wir die jüngste Rally an den Märkten nur unterdurchschnittlich abbilden konnten. Gleichwohl hat sich an unserer skeptischen Einschätzung bezüglich der Kursentwicklung in den kommenden Monaten nichts geändert. Wir erachten die Aktienbewertungen, vor allem in Amerika, für sehr ambitioniert und sehen in den kommenden Monaten rückläufige Gewinntrends bei den Unternehmen. Dies reflektieren die aktuellen Marktstände in keinster Weise, so dass durchaus kräftige Korrekturen bis zum Jahresende einkalkuliert werden müssen.
Kurzüberblick über die wichtigsten Märkte:
Freitag Vorwoche |
Veränderungen* | Kurs heute 15:15h |
|
DAX: | 12.192 | +2,18 % | 12.458 |
Euro Stoxx 50: | 3.494 | +1,52 % | 3.547 |
S&P 500: | 2.981 | +1,11 % | 3.014 |
Nikkei 225: | 21.199 | +3,72 % | 21.988 (Schluss heute) |
* VERÄNDERUNG ZUM VORWOCHEN FREITAGS SCHLUSSKURS
Rendite 10 jährige Bundesanleihen:
-0,478 % p.a.
Volatilitätsindex (CBOE Volatility Index)
Die Volatilität (CBOE Volatility Index) schwankte diese Woche zwischen 14 und 16,45 Punkten.