Es gab schon Phasen an den Kapitalmärkten, die übersichtlicher waren als aktuell. Versuchen wir mal der Reihe nach Klarheit (so weit das geht) zu schaffen oder eben auch zu definieren, wo alle Prognoseversuche an Grenzen stoßen.
Outbreak
Wenn man die aktuellen Fernsehbilder aus China betrachtet, dann fühle ich mich irgendwie an den amerikanischen Katastrophenfilm „Outbreak“ des deutschen Regisseurs Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1995 erinnert. Ähnlich reißerisch, wie vor 25 Jahren das Thema eines gefährlichen Virus für die Kinoleinwand aufbereitet wurde, berichten aktuell die Medien über das Coronavirus.
Es ist sehr schwierig, die weitere Entwicklung der Verbreitung des Virus zu prognostizieren und damit auch nahezu unmöglich irgendeine halbwegs vernünftige Schätzung bezüglich der wirtschaftlichen Folgen abzugeben.
Ich gehe fest davon aus, dass die Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt das Menschenmögliche unternehmen, um die Bevölkerung zu schützen und den infizierten Personen mit allen zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden helfen werden. Diese Gedanken sollten nach meiner Auffassung zunächst im Vordergrund stehen.
Die Fed hält die Füsse still – Details der Geldpolitik können wichtig werden
Die amerikanische Notenbank Fed bekräftigte am vergangenen Mittwoch, dass sie in absehbarer Zeit die Zinsen unverändert lassen wird. Allerdings könnte das geldpolitische Teufelchen im Detail stecken.
Die Fed intervenierte seit September 2019 mit hohen Milliardenbeträgen am sogenannten Repomarkt. Dies ist der Markt für kurzfristige, besicherte Ausleihungen. Um sich Geld zu beschaffen, verkauft dort eine Partei ein Wertpapier an eine andere und vereinbart gleichzeitig den Rückkauf zu einem späteren Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis. Dabei fungiert das Wertpapier als Sicherheit. Die Differenz zwischen dem Verkaufs- und dem Rückkaufpreis ist der Reposatz. Dieser bewegt sich normalerweise ähnlich wie die Federal Funds Rate, zu der sich Banken Guthaben bei der Notenbank über Nacht leihen. Mitte September 2019 schoss der Reposatz allerdings auf bis zu 10% in die Höhe, während das Zielband der Fed für die Funds Rate bei 2% bis 2,25% lag. Die effektive Fed Funds Rate wurde von diesen Problemen aus dem Band getrieben und stieg auf 2,30%. Diese Schwierigkeiten beobachtet die Fed mit Argusaugen, denn Schieflagen am Geldmarkt waren 2007 der Vorbote der Finanzkrise.
Die Fed sah in diesen Ausschlägen bei den Zinsen ein Signal dafür, dass sie ihre Bilanz in den letzten Jahren zu stark verkürzt und damit zu wenig Liquidität zur Verfügung gestellt hat. Schließlich hat sich der Liquiditätsbedarf in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen erhöht. Dies führte zu den oben genannten Interventionen.
Im zweiten Quartal 2020 beabsichtigt die Fed diese „Geldspritzen“ zu beenden – die Notenbank hat sie in 2020 bereits reduziert. Die Auswirkung auf die Kapitalmärkte werden wir genau beobachten.
Apple, Microsoft und Amazon berichten über den Erwartungen
Die Technologiegiganten warteten diese Woche mit sehr guten Quartalszahlen auf. Für Apple und Amazon lief das Weihnachtsgeschäft erfreulich. Microsoft (und auch hier Amazon) profitierten von einem überragenden „Cloud-Business“.
Allerdings sind die Bewertungen der Unternehmen mittlerweile extrem ambitioniert, so dass eine Korrektur der Aktienkurse gesund wäre.
Kurzüberblick über die wichtigsten Märkte:
Vorwoche |
Veränderungen* | Kurs heute 17:13 Uhr |
|
DAX: | 13.573 | -4,33% | 12.985 |
Euro Stoxx 50: | 3.782 | -3,68% | 3.643 |
S&P 500: | 3.319 | -2,50% | 3.236 |
Nikkei 225: | 23.827 | -2,61% | 23.205 (Schlusskurs heute) |
* VERÄNDERUNG ZUM FREITAG DER VORWOCHE
Rendite 10 jährige Bundesanleihen:
-0,444 % p.a.
Volatilitätsindex (CBOE Volatility Index)
Die Volatilität (CBOE Volatility Index) schwankte diese Woche zwischen 15,24 und 18,38 Punkten.